Pauline Löwenhardt
Levi Löwenhardt, der am 7. Juli 1840 in (Ober-) Hemer geboren wurde, war der erstgeborene Sohn des aus dem Raum Würzburg stammenden Handelsmanns und Trödlers Salomon Löwenhardt. Er wuchs mit seinen beiden Brüdern Moses und Joseph auf.
Levi Löwenhardts Militärpass, der 1936 noch erhalten war, enthielt diese Eintragungen zu seiner Soldatenlaufbahn: 7. Armeekorps, 2. Bataill. Infant. 7. westfälisches Landwehrregiment Nr. 56.
Levi Löwenhardt, Jahrg. 1863 [!] aus Oberhemer in das stehende Heer eingetreten am 15. Oktober 1863, als Ersatz in Dienst getreten bei der 8. Komp., zur Reserve entlassen am 26.9.66. Nach Oberhemer Krs. Iserlohn infolge erfüllter Dienstpflicht.
Orden und Ehrenzeichen: E. K. 66 R.
Ferner den Feldzug 1866 gegen Oesterreich mitgemacht, Gefechte u. a. bei Münchengrätz und Königgrätz.
Der Gefreite Löwenhardt hat den Feldzug 1870/71 mitgemacht.
Levi Löwenhardt übte den Beruf des Metzgers aus. Als solcher ist er in Hemer zwischen 1878 und 1891 nachweisbar. Er war verheiratet mit Pauline geb. Lennhoff, die in Plettenberg (Kreis Altena) geboren worden war. Die Eheleute hatten zwölf Kinder: neun Söhne und drei Töchter.
Als Witwe kam Pauline Löwenhardt nach Dortmund. Erstmals wurde sie im Adressbuch für das Jahr 1909 genannt. Sie wohnte wie ihre Söhne Kaufmann Julius Löwenhardt und Verkäufer Siegmund Löwenhardt zunächst im Haus Weiherstraße 70. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges folgten zwei Wohnungswechsel: 1911 lebte sie im Haus Saarbrücker Str. 8, ab 1912 im Haus Wüstenhof 15.
Im Verlauf des Ersten Weltkrieges wurden alle neun Söhne der Witwe Löwenhardt, ein Schwiegersohn und ein Enkel eingezogen oder meldeten sich freiwillig für den Kriegseinsatz:
- Georg, 43 Jahre alt, bei einem Landwehr-Infanterie-Regiment in Rußland, EK II, nach dem Krieg an den Folgen seiner Kriegsverletzung gestorben,
- Isidor, geboren am 14. Dezember 1874 (41 Jahre alt), Landsturmmann in einem Infanterie-Regiment,
- Max, geboren am 16. Juli 1876 (40 Jahre alt), Unteroffizier, in einem Reserve-Infanterie-Regiment in Rußland, EK II bei Kowno verliehen bekommen, viermal verwundet,
- Hugo, geboren am 27. August 1877 (38 Jahre alt), Landsturmmann bei einem Artillerie-Regiment in Frankreich, Frontehrenkreuz, später Mitglied der Reichswehr, Teilnehmer an der Niederwerfung des Ruhraufstandes,
- Emil, geboren am 29. Januar 1879 (37 Jahre alt), bei einem Jäger-Ersatzregiment in Frankreich, Teilnehmer an der Niederwerfung des Ruhraufstandes,
- Adolf, geboren am 9. Oktober 1883 (33 Jahre alt), Sanitäts-Gefreiter in einem Füselier-Regiment, EK II in Frankreich verliehen bekommen, Frontehrenkreuz II, schwer kriegsbeschädigt; im Vorstand des Krieger- und Landwehr-Vereins Dortmund-Lindenhorst,
- Julius, geboren am 3. April 1887 (30 Jahre alt), Kriegsfreiwilliger, Gefreiter bei einer Infanterie-Munitionskolonne in Rußland, verwundet, EK II und Ehrenkreuz,
- Siegmund, geboren am 11. Mai 1889 (28 Jahre alt), freiwillig ins Feld nach siebenwöchentlicher Ausbildung, bei einem Landwehr-Infanterie-Regiment in Frankreich, EK II, verwundet,
- Hermann, geboren am 1. Oktober 1892 (24 Jahre alt), Schütze bei einer Gebirgs-Maschinengewehr-Abteilung in Serbien, später Unteroffizier, EK II, viermal verwundet und schwer gasvergiftet.
Anlässlich ihres 70. Geburtstages erhielt Pauline Löwenhardt von dem Chef des Militär-Kabinetts ein Anerkennungsschreiben mit folgendem Wortlaut:
Berlin, den 25.9.1917
Seine Majestät der Kaiser und König haben Ihnen auf das Throngesuch vom 30. Juli ds. Js. in Ansehung des Umstandes, daß Sie neun Söhne zum Heeresdienst gestellt haben, als Anerkennung für die Erziehung so vieler Vaterlandsverteidiger ein Gnadengeschenk von200 M. aus Allerhöchst ihrer Schatulle zu bewilligen geruht, welchen Betrag ich Ihnen beifolgend übersende.
Pauline Löwenhardt starb im Alter von 85 Jahren am 2. Mai 1933 in ihrer Wohnung im Haus Gerberstraße 12, die sie gegen Ende des Krieges bezogen hatte. Ihr Sohn Hugo zeigte dem Standesamt den Todesfall an. Ihre letzte Ruhestätte fand sie auf dem Dortmunder Hauptfriedhof.
Von ihren Söhnen wurden fünf zwischen 1941 und 1944 in Konzentrationslagern ermordet: Adolf und Siegmund in Auschwitz, Hugo in Treblinka, Isidor in Riga und Max in Minsk.
Klaus Winter
28.12.2022