Rosa Buchthal – Erste Stadträtin in Dortmund

Rosa Buchthal geb. Dalberg wurde am 31. Juli 1874 in Marsberg geboren. Sie war die zweitälteste von 8 Töchtern der Eheleute Alexander Dalberg und Emilie geb. Heymann. Rosas Vater war Kaufmann und handelte mit Getreide. Rosa ging zunächst zur Volksschule und dann auf eine private höhere Mädchenschule, wie aus ihrer Personalakte der Stadt Dortmund hervorgeht.

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Rosa Buchthal mit Geschwistern 1895

Ehemann und Kinder

Im Mai 1895 heiratete Rosa den aus Hohenwepel (heute Kreis Höxter) stammenden Kaufmann Felix Buchthal und zog nach Dortmund. Felix Buchthal war seit 1893 Mitinhaber der Firma „Kolonialwaren en gros, Spezialitäten, Dampfkaffeerösterei und Kaffee-Essenz-Fabrik“ seines Vaters, dem Wittener Stadtverordneten Samuel Buchthal. Nach dem Tod des Vaters übernahm Felix´ Bruder Robert 1894 die Mitinhaberschaft. Rosa wurde nach der Hochzeit zur Mitgeschäftsführerin und Mitinhaberin der Firma. Das Geschäft florierte, 1914 verteilten sich diverse Filialen über das ganze Stadtgebiet.


Rosa und Felix bekamen zwei Kinder: Alice, geboren 1896 und Arnold, geboren 1900. Am 30. Juli 1921 verstarb Felix Buchthal. Noch zwei weitere Jahre führte Rosa die Firma gemeinsam mit ihrem Schwager Robert. Nach dessen Tod im Juli 1923 gab sie das Geschäft auf.

Politische Karriere

Als die Kinder größer wurden, begann Rosa sich sozial und politisch zu engagieren: 1908 war sie an der Gründung des „Vereins der Liberalen Frauen – Ortsgruppe Dortmund der Liberalen Frauenpartei“ beteiligt. Als zweite Schriftführerin war sie Vorstandsmitglied. Der Verein wurde zu einem Zeitpunkt gegründet, als eine neue staatliche Vereinsgesetzgebung Frauen erstmals erlaubte, an politischen Versammlungen teilzunehmen. Um dafür gebührend gewappnet zu sein, veranstaltete der Verein regelmäßige Sitzungen, bei denen die anwesenden Frauen durch Vorträge staatsbürgerkundlich geschult wurden.


Diese Zeit dürfte für Rosa Buchthals späteres berufliches und politisches Vorankommen von großer Bedeutung gewesen sein.


Während der Ersten Weltkriegs engagierte das Ehepaar Buchthal sich in verschiedenen Bereichen: In welcher Form Rosa für den „Kriegsliebesdienst“ genau tätig wurde, ist jedoch nicht mehr bekannt. Felix war Geschäftsführer der „Dortmunder gemeinnützigen Gesellschaft für Krieger-Hausrat mit beschränkter Haftung“.


Im Dezember 1917 wurde Rosa Buchthal Geschäftsführerin des „Arbeitsamtes der Handwerkskammer für Frauenberufe“. Als die Stadt dieses Amt im November 1918 übernahm, wurde Rosa als „soziale Hilfsbeamtin“ in städtische Dienste übernommen.

Wenige Jahre später entschloss sich Rosa Buchthal, ihre während des Berufes erworbenen Fähigkeiten, wie sie es selbst ausdrückte, in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen und sich in der Stadtpolitik zu engagieren.


1919 trat sie in die DDP ein und wurde zur Stadträtin gewählt, 1920 wurde sie vereidigt. Rosa Buchthal übernahm nicht nur eine Amtszeit als Stadträtin – 1925 wurde sie wieder gewählt. Sie war Dezernentin der Stadtbibliothek, der Verwaltungsbibliothek und des Stadtarchivs. Ob sie weitere Ämter innehatte, ist heute nicht mehr bekannt, da die entsprechenden Unterlagen während des Krieges vernichtet wurden, wie aus einem Schreiben der Stadt an das Land Nordrhein-Westfalen im Zuge Buchthals Wiedergutmachungsantrags hervorgeht.


Kurz vor den erneuten Wahlen 1928 entschloss sie sich, ihr Amt niederzulegen und nicht mehr zur Wahl anzutreten.

In den folgenden Jahren trat Rosa Buchthal nicht mehr aktiv in Erscheinung. Ab 1933 wechselte sie innerhalb Dortmunds mehrfach den Wohnsitz. Im August 1938 verließ sie Dortmund. Sie reiste nach Amsterdam und überlebte dort im Untergrund den Holocaust. Am 31. Dezember 1958 starb Rosa Buchthal, die erste Stadträtin Dortmunds in Amsterdam.

Katharina Hülscher
März 2022