Prof. Dr. phil. Karl Theodor Lion

Karl Theodor Lion wurde am 23. Mai 1838 in Göttingen geboren. Über sein Elternhaus und seine Schulausbildung sowie sein Studium konnte nichts festgestellt werden. Auch über die weiteren Stationen seines Lebens ist nur wenig bekannt. 1868 wurde die Tochter Käthe in Langensalza (Thüringen) geboren. 1885 unterrichtete er als Oberlehrer am Realgymnasium zu Hagen. Dort wurde ihm auch der Titel Professor verliehen.

Bildnachweis: Prof. Lion zum Gedaechtnis (Dortmunder Zeitung 23. 11. 1928)

Theodor Lion kam vermutlich gemeinsam mit seiner Tochter Käthe 1901 nach Dortmund, wo beide im Haus Johannesstraße 25 wohnten. Bei seinem Umzug nach Dortmund hatte er das 60. Lebensjahr bereits überschritten. Seinen Beruf als Lehrer übte er hier nicht mehr aus.

Prof. Dr. Lion wurde in Dortmund als Schachspieler bekannt. Er war Mitglied des Dortmunder Schachvereins und nahm als Spieler an dem jährlichen Wettkampf seines Vereins mit der Schach-Gesellschaft Essen teil. Partien, die er gespielt hatte, wurden in der „Schach-Ecke“ der Tagespresse gedruckt. In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg gehörte er dem Vorstand des Schachvereins als Kassierer an.

Theodor Lion spielte noch im hohen Alter Schach. 1922 hieß es in einem Presseartikel über ein Winterturnier seines Vereins: „Besonders erwähnt seien die Siege von Prof. Lion, der das 80. Lebensjahr bereits überschritten hat und in geistiger Rüstigkeit und Frische den jüngeren Generationen mit anerkennenswertem Beispiel vorangeht“. Vier Jahre später – Lion war inzwischen Ehrenmitglied des Schachvereins – hieß es: „Im Mai dieses Jahres wurde Professor Dr. C. Theodor Lion 88 Jahre alt. Der sympathische alte Herr besitzt eine erstaunliche geistige Frische. Ohne Augenglas liest er noch täglich in gründlicher, systematischer Weise in deutsch und englisch die umfangreichen Werke von Shakespeare. […] Trotz seines hohen Alters ist Herr Professor Dr. Lion ein Freund des Schachspiels. Seine Partien sind in Aufbau und Durchführung gut durchdacht. […] Auf die Frage eines Partners, ob die gewünschte 3. Partie [ihn] nicht überanstrenge, kam die Antwort: ‚Ich kenne keine geistige Überanstrengung.‘“

Der Oberlehrer a. D. Professor Dr. phil. Karl Theodor Lion starb am 3. November 1928 im Alter von beinahe 90 ½ Jahren in Gegenwart seiner Tochter Käthe. Gemäß der standesamtlichen Sterbeeintragung war er geschieden. Aus der Todesanzeige geht hervor, dass (Groß-) Nichten und (Groß-) Neffen in München, Düsseldorf und Louisville (Kentucky, USA) lebten. Die Leiche Theodor Lions wurde eingeäschert. Sein Grab ist nicht auffindbar.

Der Dortmunder Schach-Verein widmete „Dortmunds ältestem Schachspieler“ einen Nachruf und am Ende des Sterbemonats wurde nochmals eine Partie Lions zu seinem Gedächtnis in der Schachecke der Dortmunder Zeitung veröffentlicht.

Klaus Winter
14.06.2022