Der Friedhof an der Schweizer Allee in Aplerbeck

Im Jahre 1809 ließ sich die erste jüdische Familie in Aplerbeck nieder. In der zweiten Hälfte der 1820er Jahre zogen zwei weitere jüdische Familien nach Aplerbeck. Die ersten hier verstorbenen Juden waren Säuglinge und Kleinkinder, aber auch Mütter. Sie wurden auf Friedhöfen in der Umgebung beigesetzt wie dem jüdischen Friedhof in Hörde, dem Jahrhunderte alten Friedhof an der evangelischen Georgskirche in Aplerbeck und in Brackel.

Vereinzelt finden sich Hinweise, dass Bestattungen auf einem jüdischen Friedhof in Aplerbeck stattfanden, bevor der Friedhof an der Schweizer Allee angelegt wurde, so zum Beispiel die Beisetzung der Esther Meyer 1840. Es ist völlig unklar, wo dieser Begräbnisplatz lag.

Der Friedhof an der Ostseite der Schweizer Allee zwischen der Eisenbahnlinie und der Canarisstraße gelegen entstand erst in der Mitte der 1840er Jahre. Hier hatte Koppel Herz 1838 von dem Landwirt Schwake die beiden zusammen rund 70 Quadratruten großen Grundstücke Flur III Nr. 83/2 und 83/3 gekauft. Einige Jahre später erwarb die „Juden Gemeinde in Aplerbeck“ von Koppel Herz das Grundstück Nr. 83/2 und kaufte Schwake außerdem die benachbarte, bis dahin als Gartenland genutzte Parzelle Nr. 84 ab. Beide Flächen umfassten zusammen rund 30 Quadratruten und wurden in der Folgezeit als Friedhof genutzt. In den Katasterunterlagen wurde der Grunderwerb der „Juden Gemeinde“ unter dem Steuerjahr 1845 eingetragen.

Die Inschriften der erhaltenen Grabsteine zeigen, dass die ersten Bestattungen an der südlichen Friedhofsgrenze vorgenommen wurden. Der älteste noch vorhandene Grabstein stammt aus dem Jahre 1855. Im Laufe der Zeit schlossen sich dann die Begräbnisse Reihe für Reihe in Richtung Norden an. Weil bei dem zuletzt aufgestellten Grabstein die eingesetzt gewesene Inschriftentafel fehlt, ist unklar, wann und für wen der Stein gesetzt wurde. Der Friedhof wurde 1926 geschlossen.

Erhalten haben sich insgesamt 26 Grabsteine. Zwischen ihnen gibt es mehrere unregelmäßige Freiflächen, von denen angenommen werden muss, dass sich hier Gräber befinden, zu denen heute die Grabsteine fehlen. Einigen Grabmalen tragen Spuren starker Zerstörung, anderen fehlt ihre Inschriftentafel.

Der Verlust vieler Grabsteine und die Zerstörung muss auf den Vandalismus im nationalsozialistischen Deutschen Reich zurückgeführt werden. Doch ereigneten sich vereinzelte Vandalismus-Akte auch noch Jahrzehnte nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges.

In jüngerer Zeit muss auf dem frei zugänglichen Friedhof der Verlust von Inschriftentafeln festgestellt werden. So ist eine in den 1980er Jahren noch vorhanden gewesene Tafel für das Kind Sally Stern inzwischen verschwunden. Die eine der beiden Tafeln auf dem Doppelkindergrab Hedwig und Adele Meyer ist seit langer Zeit nicht mehr vorhanden, während die zweite zerbrochen ist und mehr und mehr Stücke von ihr abhandenkommen.

Klaus Winter
16.03.2022

Der alte jüdische Friedhof in Aplerbeck – Bilder: Rainer Knäpper, Lizenz Freie Kunst

Quellen & Literatur:

1  aplerbeck-damals.de/?cat=56

Alter_Juedischer Friedhof Aplerbeck
Der alte jüdische Friedhof in Aplerbeck – Bild: Rainer Knäpper, Lizenz Freie Kunst