Das Feld 14 des Ostfriedhofs
Bis Ende des 19. Jahrhunderts bestatteten die Dortmunder Bürger ihre Verstorbenen auf dem Westentotenhof (heute Westpark). Als sich jedoch abzeichnete, dass der Friedhof an seine Kapazitätsgrenzen stoßen würde, begann man mit den Planungen für einen neuen Friedhof im Osten der Stadt.
Der Ostfriedhof wurde im Jahre 1876 eingeweiht. Neun Jahre später war auch der an der nordöstlichen Ecke des Westentotenhofs gelegene alte jüdische Friedhof belegt. Nach kurzer Diskussion wurde der Beschluss gefasst, verstorbene Juden ebenfalls auf dem Ostfriedhof beizusetzen.
Die anfangs diskutierte Idee, Juden neben Christen in der Reihenfolge der Sterbefälle zu bestatten, wurde rasch fallengelassen. Der Synagogengemeinde wurde stattdessen ein eigenes Feld an der Südseite des Ostfriedhofs zugewiesen.
Anders als auf dem alten Friedhof im Westen der Stadt, auf dem nur „in Reihe“ beerdigt worden war, wurden auf dem jüdischen Feld des Ostfriedhofs separate Bereiche für Reihengräber für Erwachsene einerseits und Kindergräber andererseits sowie Familien- und Erbbegräbnissen angelegt.
Die erste jüdische Beisetzung auf dem Ostfriedhof war die der am 19. November 1885 gestorbenen Mathilde Elias geborene Kronenberg, Ehefrau des Kaufmanns Benni Elias und Mutter von vier Kindern. An ihrer Beerdigung nahmen nicht nur Verwandte und Freunde teil, sondern fast die ganze jüdische Gemeinde einschließlich der Schulkinder.
In den ersten 25 Jahren des Bestehens des Feldes 14 fanden hier durchschnittlich elf Erwachsene und acht Kinder pro Jahr ihre letzte Ruhestätte.
Der Platz für nicht jüdische Bestattungen auf dem Ostfriedhof wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts bereits knapp. Um eine Entlastung zu erzielen, wandte sich die Stadt 1908 an die Synagogengemeinde und bat um Überlassung eines Teiles des großzügig bemessenen Feldes 14. Die Synagogengemeinde beschloss 1911, das Feld 14 in der Mitte durch einen von Norden nach Süden führenden Weg zu teilen und die dadurch entstandene östliche Hälfte abzutreten. Die Stadt reservierte auf dem ihr überlassenen Teil jedoch eine Doppelreihe für jüdische Erbbegräbnisse.
Schon im Juni 1920 beklagte der Rabbiner Dr. Benno Jacob, dass massenhaft jüdische Grabsteine auf dem Ostfriedhof mit Hakenkreuzen beschmiert worden waren. Über Grabschändungen während der Zeit des nationalsozialistischen Regimes an diesem Ort ist wenig bekannt.
Große Schäden ereigneten sich aber im Verlaufe des Zweiten Weltkrieges. Luftaufnahmen der Alliierten aus der Endphase des Krieges zeigen, dass auch das Feld 14 von mehreren Bomben getroffen worden war. Bei den Luftangriffen wurden viele Grabstätten zerstört.
In der frühen Nachkriegszeit wurde der zerstörte Friedhof wiederhergerichtet. Jedoch wurden dabei nicht alle erhalten gebliebene Grabsteine an ihrem ursprünglichen Platz wieder aufgestellt.
Heute befinden sich noch 300 jüdische Grabmale auf dem Feld 14 des Ostfriedhofs. Einige tragen Inschriften, die auf Verwandte hinweisen, die in Konzentrationslagern ermordet wurden oder in dem Land starben, in das sie während der nationalsozialistischen Herrschaft emigriert waren.
Klaus Winter
01.06.2022
Quellen & Literatur:
Stadtarchiv Dortmund, Bestand 3, Nr. 2562
Jürgen Zieher: Im Schatten von Antisemitismus und Wiedergutmachung: Kommunen und jüdische Gemeinden in Dortmund, Düsseldorf und Köln 1945-1960. Berlin, 2005