Die jüdischen Friedhöfe in Dorstfeld

Im Laufe der Zeit gab es im heutigen Dortmund-Dorstfeld drei jüdische Friedhöfe, von denen nur noch einer besteht.

 

Der erste Friedhof befand sich an der heutigen Wittener Straße dort, wo sich jetzt das Haus Nr. 18 erhebt. Als er angelegt wurde, war Dorstfeld noch von Mauern, Zäunen und Hecken umgeben, und das jüdische Begräbnisfeld lag vor dieser Ortseinfriedung, also nicht im geschützten Bereich.

Jüdischer Friedhof an der Straße Siepenmühle, 2023 (Foto Klaus Winter)
Jüdischer Friedhof an der Straße Siepenmühle, 2023 (Foto Klaus Winter)

Es existieren heute keine schriftlichen Nachrichten über diesen Friedhof mehr. Deshalb ist auch nicht bekannt, wann hier die erste Beisetzung stattgefunden hat und wie viele Verstorbene hier ihre letzte Ruhestätte fanden. Aufgegeben wurde der Friedhof spätestens im Jahre 1790, als sein Nachfolger angelegt war.

 

Als später das alte Friedhofsgelände als Standort für den Neubau der Amtssparkasse Dorstfeld genutzt werden sollte, fand man bei den Ausschachtungsarbeiten dicht unter der Erdoberfläche viele menschliche Knochen und drei Schädel. Sie wurden auf dem jüdischen Friedhof an der Straße Siepenmühle neu bestattet.

Der 1790 eröffnete zweite jüdische Friedhof von Dorstfeld war nur wenige Meter nördlich seines Vorgängers, nämlich auf dem heutigen Grundstück Wittener Str. 14 angelegt worden. Das Friedhofsgelände umfasste lediglich 394 Quadratmeter. Weil seine Aufnahmekapazität deshalb sehr beschränkt war, musste er bereits im Jahre 1851 geschlossen werden.

 

Die Dorstfelder Synagogengemeinde errichtete 1907 an dem Friedhof einen Gedenkstein, der auf die Bedeutung des Ortes hinweist und die Jahre der Eröffnung und Schließung angibt. Der Gedenkstein ging während des Nationalsozialismus verloren. Er wurde aber in den 1960er Jahren von einem Landwirt beim Pflügen wiedergefunden und zum jüdischen Teil des Hauptfriedhofes gebracht, wo er noch heute steht.

 

Im Dezember 1939 wurde „der alte Friedhof“ von der Jüdischen Religionsgemeinde Dortmund für 2.265,50 Mark an eine Nachbarin verkauft. Durch ein Rückerstattungsverfahren gelangte die jüdische Gemeinde Dortmund 1952 gegen Rückzahlung des Kaufpreises, den sie 1940 tatsächlich erhalten hatte, wieder in das Eigentum des Grundstücks. In der Zwischenzeit sollen aber die noch vorhanden gewesenen Grabsteine zerschlagen und beim Bau eines Luftschutzbunkers auf dem Friedhofsgelände verwendet worden sein.

 

Die Stadt Dortmund erwarb das Grundstück 1963 und verkaufte es später an die evangelische Kirchengemeinde Dorstfeld. Die Kirchengemeinde errichtete dort ihr Gemeindehaus. Bei der Ausschachtung 1986 wurden Reste des ehemaligen Luftschutzbunkers gefunden. An dem inzwischen für andere Zwecke genutzten Gemeindehaus wurde eine Informationstafel angebracht, die auch auf den zweiten jüdischen Friedhof Dorstfelds hinweist.

Der dritte jüdische Friedhof schließt sich direkt nördlich an den so genannten Bauernfriedhof an der Straße Siepenmühle (frühere Straßenbezeichnung: Twerskuhle) an und ist fast 1.400 Quadratmeter groß.

 

Dieser Friedhof wurde 1851 eröffnet. Der älteste noch vorhandene Grabstein stammt aus dem Jahr 1862. Die letzte Beisetzung war die des Joseph Hayum, der trotz seines hohen Alters die Schrecken des Ghettos Theresienstadt überlebt hatte. Er starb 1951 und wurde an der Seite seiner Ehefrau beigesetzt.

 

An der äußersten Ecke nordwestlichen Ecke dieses dritten jüdischen Friedhofes hatte die Synagogengemeinde Dorstfeld ein Tahara-Haus für Leichenwaschungen errichtet, das noch erhalten ist, aber privaten Zwecken dient. Erhalten haben sich auch drei der ehemals vier Pfosten des Eingangstores zum Friedhof.

Klaus Winter
27.04.2023

Quellen & Literatur:

Nils Kowalewski: Vom alten Dorstfelder Friedhof (Heimat Dortmund, Ausgabe 3/2011, S. 44ff)

Landesarchiv NRW, Abt. Westfalen, Münster, Bestand  L 332 (gesperrte Vermögen), lfd. Nr. 77/272/5500/2