Isidor Stern – Lehrer und Kultusbeamter in Hörde
Am 6. März 1919 verstarb der beliebte und hoch angesehene Isidor Stern, der 36 Jahre in Hörde als Lehrer und Kultusbeamter tätig war.
Bildnachweis: Geschichtsmanufaktur
Bildnachweis: Hörder Volksblatt, 10.3.1919
Geboren wurde Isidor Stern am 13. Mai 1850 in Meinerzhagen. Nach einer dreijährigen Ausbildung im Seminar in Münster trat er 1870 seine erste Anstellung als Lehrer in Büren an. Dort blieb er zwei Jahre, bis ihn seine Wege über Hohenlimburg (1872-1873) und Herford (ab 1873) schließlich 1877 nach Hörde führten. Hier war im Januar desselben Jahres der Lehrer Josef Heimann verstorben, die nun nur provisorisch besetzte Stelle harrte einer neuen Lehrkraft.
Berufliche Laufbahn
Im Februar erreichte die Bewerbung Isidor Sterns die Hörder Synagogengemeinde. Stern bot an, für einen Bewerbungsvortrag und eine Gottesdienstleitung nach Hörde zu kommen, damit die Gemeinde sich ein Bild von ihm machen könnte. Er scheint sowohl die Synagogengemeinde als auch bei den zuständigen Schulbehörden damit überzeugt zu haben, denn der Schulvorstand schlug Stern zügig bei der Königlichen Regierung zu Arnsberg zur Anstellung vor und schon im März wählte die Synagogengemeinde Stern zum neuen Kultusbeamten.
Nachdem von allen Seiten die notwenigen Unterlagen und Erkundigungen eingezogen worden waren und bestätigt werden konnte, dass Stern ein „durchaus unbescholten Mann ist“, durfte er zum 1. Oktober 1877 seine neue Stelle antreten. Bereits vorher war er mit seiner Familie nach Hörde gezogen.
Sterns Tätigkeit als Lehrer und Kultusbeamter verlief nicht immer in ruhigen Bahnen. Zwei Jahre nach Amtsantritt wurde er gemeinsam mit mehreren anderen Lehrern der Hörder Volksschule bezichtigt, einen Schüler über Gebühr im Unterricht gezüchtigt zu haben. Die Vorwürfe konnten entkräftet werden, da alle beteiligen Lehrer nach damaliger Ansicht vollkommen korrekt gehandelt hatten. Jedoch eröffnete der erboste Vater des geschlagenen Jungen in diesem Zusammenhang, dass Stern neben seiner Tätigkeit als Lehrer auch als Heiratsvermittler innerhalb der jüdischen Gemeinde tätig war. Dies wurde seitens der staatlichen Behörden nicht geduldet und Stern musste versichern, diese Tätigkeit unverzüglich einzustellen.
Turbulenzen
Im Jahr 1886 geriet Stern in einen Konflikt mit dem Oelder Lehrer und Kultusbeamten Dublon. Die Auseinandersetzung entzündete sich an einer von Stern in Oelde vorgenommenen Trauung, zu der er nach Ansicht des Kultusbeamten Dublon nicht berechtigt gewesen sei, da sie in Dublons Zuständigkeitsbereich fiele. Isidor Stern veranlasste die vorgebrachte Beschwerde lediglich zu der Äußerung, das Ehepaar habe darauf bestanden von ihm getraut zu werden und man könne und dürfe es niemandem vorschreiben, von wem er sich trauen lassen solle. Damit scheint die Angelegenheit erledigt.
Weniger glimpflich ging für ihn und weitere Vorstandsmitglieder der Synagogengemeinde ein Prozess aus, bei dem alle Beteiligten auf der Anklagebank Platz nehmen mussten. Zur Finanzierung des Neubaus der Hörder Synagoge hatte die Gemeinde eine Lotterie veranstaltet – jedoch ohne korrekte Anmeldung, was allen Vorstandsmitgliedern eine Geldstrafe wegen Veranstaltung einer illegalen Lotterie und Steuerhinterziehung einbrachte.
Pensionierung
Im Jahre 1911, nach 34 Dienstjahren in Hörde, feierte Stern sein 40jähriges Dienstjubiläum als Lehrer. Er arbeitete noch bis zu seiner Pensionierung im Oktober 1913, doch bereits vorher machten ihm gesundheitliche Probleme immer wieder Schwierigkeiten und zwangen ihn zu längeren Pausen.
Isidor Stern verstarb 1919 in Leipzig. Dort wurde er eingeäschert und seine Urne zur Bestattung nach Hörde überführt. Zur Beisetzung kamen zahlreiche Honorationen aus Politik und Gesellschaft: Der Schulrat, der Pfarrer und der Dechant waren ebenso zugegen wie der Hörder Bürgermeister und diverse Stadtverordnete.
Die Familie
Isidor Stern war bereits zu Beginn seiner Tätigkeit in Hörde mit Eva geb. Stein verheiratet. Insgesamt hatte die Familie drei Kinder: Eine Tochter und zwei Söhne, von denen einer als Arzt in Dortmund tätig war.
Katharina Hülscher
28. April 2022
Quellen & Literatur
Generalanzeiger für Dortmund, 30.1.1895
Hörder Volksblatt, 10.3.1919
Hörder Volksblatt, 12.3.1919
Stadtarchiv Dortmund, Bestand 15, Nr. 509-P. Personalakte Lehrer Isidor Stern.